Vom Welpen zum erwachsenen Hund

Die Welpen- und Jugendentwicklung beim Hund (sowie auch bei uns Menschen) ist eine Zeit großer Veränderungen. Heutzutage wird diese Zeit als dynamischer Prozess ohne klare Abgrenzungen einzelner Phasen gesehen. Zusätzlich gibt es rassebedingt große Unterschiede. Kleine Rassen werden in der Regel früher reif als große.

 

• Welpe bis etwa 4 Monate (Beginn des Zahnwechsels)
• Junghund (bis zur Geschlechtsreife = Ende der Pubertät, durchschnittlich mit 5 bis 12 Monaten je nach Typ)
• Junger Hund (Phase der Adoleszenz bis zur vollständigen mentalen Reifung)

Mit der vollständigen mentalen Reifung ist die Jugendentwicklung abgeschlossen und dein Hund ist erwachsen. Das ist in etwa der Zeitraum nach der zweiten bis dritten Läufigkeit einer Hündin der Rasse oder des Rassetyps. Es gibt aber auch einige Rassen, die typische Spätentwickler sind und teilweise erst mit 3 bis 4 Jahren mental reif sind. Dazu gehören beispielsweise Vertreter der Herdenschutzhunde oder der Rhodesian Ridgeback.

Im Folgenden findest zum einen wichtige Informationen zur Entwicklung deines Welpen zum anderen Informationen zur Jugendentwicklung ab dem Junghundealter. Du erfährst , worauf du achten kannst, um deinen Hund gut ins Erwachsenenalter zu begleiten.

Sensible Phase

– Was soll der Welpe alles lernen?

Heute spricht man beim Hund von “sensibler Phase” und weniger von Prägung. Eine sensible Phase kennzeichnet einen Zeitabschnitt in der Verhaltensentwicklung, in dem bestimmte Erfahrungen einen größeren Einfluss auf die Entwicklung haben als zu einer anderen (späteren) Zeit.

Die Welpenzeit ist für die Konzentration auf klassische Lerninhalte wie “Sitz”, “Platz”, “Fuß” viel zu schade und zu schnell vorbei. Diese klassichen Signale können jederzeit einfach im späteren Verlauf gelernt werden. Wichtige Lerninhalte der Sozialisation und Habituation können später nur mehr schwer nachgeholt werden.

Daher liegt der Lernfokus in der Welpenzeit vorwiegend auf dem erwünschten Umgang mit Alltagssituationen bzw. dem Erlernen von erwünschten Konzepten sowie der Sozialisation udn Habituation.

 

Empfehlungen, was dein Welpe jetzt schon für die Zukunft lernen kann – nützliche Konzepte für den Alltag:

• Umorientieren lassen: Dein Welpe soll lernen sich freiwillig von anderen Hunden wegorientieren zu lassen. Dazu ist es notwendig, dass er in der Welpenzeit möglichst oft die Erfahrung macht, dass es sich lohnt mit dir weg von einem Hund zu kommen. (Leckerli, Spiel, etc.)
• KEIN Spiel an der Leine: Dein Welpe soll lernen, dass es an der Leine kein wildes Spiel gibt. Wichtiger ist es, an anderen Hunden höflich vorbeizugehen.
• Freilauf wird immer mit erwünschtem Verhalten in Ruhe begonnen: Leine deinen Welpen immer nur ab, wenn er ruhiges Verhalten zeigt. Ein ruhiges Stehen an lockerer Leine ist dafür absolut ausreichend. Mach nach dem Ableinen auch mal was Schönes gemeinsam mit deinem Welpen (Leckerli, Spiel, gemeinsam laufen)
• Menschen begrüßen einen nur, wenn man auf 4 Pfoten steht.
• Eine lockerer Leine bringt einen weiter. Zug auf der Leine bringt keinen Erfolg (es geht nicht weiter).
• Ruhiges Verhalten in Anwesenheit fremder Menschen und Hunde: Dazu ist es notwendig, dass dein Welpe viele Lerngelegenheiten bekommt in Anwesenheit von fremden Menschen und Hunden zu entspannen und ruhiges Verhalten zu zeigen. Stelle die Situation so, dass genau das mögich ist.
  
• Selbstständiges Weggehen von fremden Menschen ist eine lohnenswerte Strategie: Lernt dein Welpe, dass es zum einem immer möglich ist von Menschen wegzugehen (KEIN Festhalten durch Fremde oder auch Kinder), zum anderen dass es sogar erwünscht ist (lobe deinen Hund dafür), wird er diese Strategie in Zukunft häufiger zeigen. Fühlt er sich einmal nicht wohl in einem Nahkontakt mit Fremden, geht er eher weg anstatt “vorwärts” zu gehen. Das ist eine gute Strategie.
• Erwünschtes Verhalten bringt Erfolg: Du als Halter musst darauf achten, dass sich erwünschtes Verhalten für deinen Welpen möglichst oft lohnt. Oft vergessen wir auf erwünschtes Verhalten zu achten und dieses regelmäßig zu verstärken. Damit wird es für den Hund uninteressant erwünschtes Verhalten zu zeigen.
• Sozialisation und Habituation (siehe unten)

Sozialisation und Habituation

Sozialisation und Habituation finden während einer solchen sensiblen Phase in etwa zwischen der 5. und 15. Lebenswoche statt. Die Lernvorgänge der Sozialisation und Habituation laufen hier schneller und nachhaltiger ab.

Sozialisation

Sozialisation bedeutet eine Vorliebe zu bestimmten Sozialpartnern zu entwickeln. Das ist also die Phase, in der dein Welpe positive Erfahrungen mit seinen zukünftigen Sozialpartnern sammeln soll. Dein Welpe lernt dabei, wer seine Sozialpartner sind, wie sich diese verhalten und wie man sich bei Interaktionen verhält. Diese sozialen Erfahrungen haben großen Einfluss auf das spätere Verhalten gegenüber den Sozialpartnern.

• unterschiedliche Menschen kennen lernen: Männer, Frauen, Kinder, unterschiedliches Alter, unterschiedliche Hautfarben, mit Gehhilfen, mit Rollern, Radfahrer, mit Regenschirm, mit Helmen, Hüten und Kopftüchern, mit Sonnenbrillen, uniformiert, laufend, stehend, sitzend, liegend, usw. Tipp! Halte dich ein paar Minuten am Eingang eines Pensionistenheims auf. Gehe in die Nähe eines Spielplatzes. Halte dich in der Nähe einer belebteren Straße auf. Lass deinen Welpen die unterschiedlichen Menschen beobachten. Achte dabei penibelst darauf, dass dein Welpe auf keinen Fall willkürlich gestreichelt wird und Stress erlebt! Möchte dein Welpe aber freiwillig Kontakt aufnehmen, kannst du ihn das machen lassen. Dabei darf er aber auf keinen Fall festgehalten oder hochgehoben werden, das könnte leicht Angst und Stress auslösen! Halte die Zeiteinheiten kurz, ein paar Minuten in einer neuen Umgebung reichen fürs erste Kennenlernen aus.
• unterschiedliche Hunde kennen lernen: Rüden, Hündinnen, Welpen, kastriert und unkastriert, unterschiedliches Alter, groß/klein, unterschiedliches Fell, kurze/lange Schnauzen, FellRute/kurze Rute, laufend, gehend, stehend, sitzend, liegend, temperamentvolle und ruhige Hunde, usw. Tipp! Vorteilhaft sind Begegnungen mit einzelnen welpenfreundlichen Hunden in ruhiger Umgebung. Begegnungen im Freilauf also ohne Leine sind für Hunde meistens leichter und weniger konfliktreich. Hundezonen sind für Welpen ungeeignet! Achtung! Welpenschutz existiert nicht! Manch anderer Hund zeigt übermäßiges Aggressionsverhalten gegenüber Welpen oder Hunden. Achte im Vorfeld darauf, welchen Kontakt du zulässt. Dein Welpe darf zwar auch Ablehnung erfahren. Damit dein Welpe das Gefühl der Bewältigung in sozialen Interaktionen erlernen kann, muss diese aber angemessen kleinschrittig erfolgen. Nicht jeder andere Hund kann das.
• ggf. andere Tiere: Katzen, Pferde, usw. Tipp! Eine Sozialisation mit anderen Tieren macht Sinn, wenn dein Hund im zukünftigen Alltag, damit regelmäßig konfrontiert sein wird. Beispiele: Du möchtest deinen Hund mit in deinen Reitstall nehmen. Dein Hund soll häufig bei Bekannten sein, die Katzen haben.

Habituation

Habituation umfasst die restliche unbelebte Umwelt. Dein Welpe muss sich also ggf. an ein städtisches Umfeld gewöhnen. Lass ihn nach und nach die nächste Umgebung seines Zuhauses erkunden. Hin und wieder geht ihr kurz zu einer stärker befahrenen Straße, beobachtet mit etwas Abstand einen einfahrenden Bus, eine Straßenbahn, geht mal an einem Kinderspielplatz vorbei, an einer ruhigen Baustelle, überquert unterschieldiche Bodenuntergründe usw. . Denke daran, dass Hunde sich auch an Gerüche und Geräusche gewöhnen müssen, die wir vielleicht gar nicht wahrnehmen. Das städtische Umfeld überfordert sehr leicht.

In dieser Zeit treten aber auch Ängste mit größerer Wahrscheinlichkeit auf. Deswegen ist es so wichtig, deinen Welpen icht einfach mit allem Möglichen zu konfrontieren, sondern ihn bewusst positive Erfahrungen machen zu lassen. Es ist die Qualität, die es ausmacht, nicht die Quantität.

Wie kannst du deinen Welpen unterstützen:

• Gibt deinem Welpen Zeit zum Erkunden: Lass ihn schauen und vor allem in seinem Tempo schnüffeln.
• Wenn dein Welpe eine neue Erfahrung macht, halte die Zeiteinheit kurz, um eine Überforderung zu vermeiden. Anfangs reichen wenige Minuten in einer neuen Situation vollkommen aus. Beispiele: Du hältst dich an einer stärker befahrenen Straße auf. Ihr schaut einer Straßenbahn zu. Ihr seid in der Nähe einer Baustelle. Ihr geht auf einen kurzen Cafe. Die gemachten Erfahrungen sollen neutral bis positiv sein. Negative Erfahrungen erhöhen die Gefahr, dass Angstverhalten, Übererregung und Aggression auftreten.
• Erkenne Anzeichen für Überforderung und hole deinen Welpen ggf. aus der Situation heraus. Wenn dein Welpe nicht mehr weitergehen möchte oder aber auch hektisch hin und her rennt, können das Zeichen einer Überforderung sein. Bitte informiere dich zusätzlich über Stresssignale bei Hunden.
• Gehe kleinschrittig vor, steigere die Anforderungen nur nach und nach, wenn du siehst, dass dein Welpe sich mit der Situation wohl fühlt.

Wichtig! Gelungene Sozialisation und Habituation erfordern die Auseinandersetzung mit der Umwelt ohne bedrohliche Erlebnisse und mit vielen positiven Verknüpfungen. Gelungen ist ein Kontakt, wenn dein Welpe sich ohne Angst auf die Situation einstellen konnte. Unerwünschtes Verhalten entsteht gerade durch Übererregung, Angst und Frustration. Solch unerwünschtes Verhalten soll in der sensiblen Phase gar nicht erst auftreten, dann wird es auch nicht weiter eingeübt. Hier bist du als Bezugsperson gefragt, entsprechende positive Situationen zu schaffen.

Wichtig! Sozialisation und Habituation müssen in der Jugendentwicklung fortgeführt werden, damit das Erlernte nicht verloren geht!

Bindung – Ortsbindung und Personenbindung

Unter natürlichen Rahmenbedingungen verbringen Welpen die erste Zeit in der Wurfhöhle. Dann erkunden sie nach und nach die engste Umgebung. Zu diesem Zeitpunkt nehmen sie noch nicht an Ausflügen der Erwachsenen teil. Der bekannte Ort ist bedeutend, er vermittelt Sicherheit und Geborgenheit (Ortsbindung). Erst ab ca. der 14. Woche beginnen sich Hunde an bestimmte einzelne Menschen zu binden (Personenbindung). Davor sollte aber bereits die Sozialisierung auf Menschen generell stattfinden. D.h dein Welpe sollte bereits vor dieser Zeit viele positive Erfahrungen mt unteschiedlichen Menschen gemacht haben. Um ein guter Bindungspartner zu sein, musst du dich als Bindungspartner aber auch bewähren, Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Dabei helfen auch freiwillige Nähe und angenehmer Körperkontakt.

 

Wichtig: Gerade in der Zeit vor der 14. Woche sind Welpen darauf ausgerichtet ihren Sicherheitsort möglichst nicht zu verlassen. Wundere dich also nicht, wenn dein Welpe nicht mit dir mitgehen möchte oder stark nach Hause zieht. Du brauchst noch keine großen Spaziergänge zu machen. Ggf. halte mit uns Rücksprache was du deinem Welpen bereits zutrauen kannst um ihn auf seine zukünftige Umwelt vorzubereiten und was ihn eventuell noch überfordert. Manchmal ist es notwendig seinen Welpen zu tragen. Bitte versuche nicht ihn mit Futter zu locken oder hinten nach zu ziehen.

 

Tipp: Wohltuendes Streicheln und körperliche Nähe unterstützen Bindungsverhalten. Dabei wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet und somit Bindung aufgebaut. Um eine sichere Bindung aufbauen zu können, muss dein Welpe die Möglichkeit haben mit dir als Bindungspartner ausreichend (seinen individuellen Bedürfnissen entsprechenden) Kontakt aufzunehmen. Insbesondere in Angstsituationen bist du als Binungsparner gefragt. Lass einen Welpen unbedingt Kontakt aufnehmen, das hilft die Situation besser zu bewältigen und stärkt die Bindung. Lass deinen Welpen auf keinen Fall im Stich, wenn er Angst hat.

Auch gemeinsames Spielen trägt zum Bindungsaufbau bei. Dabei ist es wichtig, dass dein Welpe (und auch du) Spaß hat. Zerrspiele sind für viele Welpen gut geeignet. Spiele des Spielens wegen und nicht um irgendwelchen Übungen zu erarbeiten. Für Sitz, Platz, Aus sind spezielle Übungen an anderer Stelle vorgesehen. Hier geht es mal darum Bindung aufzubauen. Dabei soll auch mal dein Welpe gewinnen und er darf dann auch mal mit der “Beute” im Maul herumlaufen.

Jugendentwicklung

Vom Junghund zum erwachsenen Hund

In etwa mit Einsetzen des Zahnwechsel wird dein Wepe zum Junghund. In diese Phase fällt auch die Pubertät. Dabei wirken sich unterschiedlichste Hormonsysteme, insbesondere Sexualhormone, Wachstumshormone, Stresshormone und Schilddrüsenhormone sowie Umbauprozesse im Gehirn auf das Verhalten deines Hundes aus.

Hormonsystem und Gehirn machen also eine immense Entwicklung durch, was zu auffallenden Veränderungen führen kann:

• starkes Wachstum
• Eintritt der Geschlechtsreife (ca. Abschluss des Höhenwachstums)
• verstärkte Emotionalität, damit auch verstärke Angst und erhöhte Reaktivität bishin zu hyperaktivem Verhalten
• erhöhte Risikobereitschaft (kfr. zeigt der Mandelkern im Gehirn weniger Angstreaktion, Großhirn ist aber noch nicht voll leistungsfähig und erkennt daher die Gefahr nicht)
• Probleme beim Alleine Bleiben können (wieder) auftreten
• Elemente aus dem Jagdverhalten treten verstärkt auf
• Hunde entfernen sich deutlich weiter von ihren Bezugspersonen (starkes Neugier- und Erkundungsverhalten)
• Hunde “hören nicht” mehr auf Ihre Halter (Probleme beim Abrufen von Gedächtnisinhalten)
• kurzfristig körperlich nicht mehr so leistungsfähig (Umbaumaßnahmen im Bereich von Lunge, Muskelapparat und Kreislauf)

Gerade Umwelterkundung, Jagdverhalten und Verhalten in Verbindung mit der Sexualität und Fortpflanzung treten verstärkt auf. In unserem menschlichen Umfeld können wir hier nicht alle Bedürfnisse ausreichend befriedigen. Das führt zu Frustration und einem Anstieg des Erregungslevel. Deswegen sind gerade in der Jugendentwicklung Spannungsabbau und Bedürfnisbefriedigung an passender Stelle sowie sinnvolle Beschäftigung wichtige Strategien unerwünschtem Verhalten vorzubeugen.

 

Vor allem der Spiegel des Stresshormons Kortisol ist deutlich höher als in der Welpenzeit und auch später beim erwachsenen Hund. Viele Verhaltensveränderungen haben damit zu tun und weniger mit den Geschlechtshormonen. Dein Hund ist in dieser Phase wesentlich anfälliger für Stress und damit anfälliger für Verhaltensauffälligkeiten und auch Infektionserkrankungen.

 

Es ist wichtig, dass du über diese Veränderungen Bescheid weißt. Denn scheinbar stagniert jetzt das Lernen bei deinem Hund bzw. sind Rückschritte erkennbar. Das ist normal. Es geht in dieser Phase darum, deinen Hund rücksichtsvoll zu begleiten und zu unterstützen, damit Entwicklungen in eine erwünschte Richtung laufen können.

 

Auf was du besonders achten kannst

Konzentrationsfähigkeit

Die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, dein Hund ist leicht ablenkbar, reagiert schnell über. Gerade in dieser Phase ist es ratsam wieder einen Gang herunterzufahren. Setze deinen Hund keinen zusätzlichen Belastungen aus, vermeide Überforderung. Es kann den Anschein machen das bereits Erlerntes vergessen wurde. Das hat mit den Veränderungen in der Innenwelt deines Hundes zu tun. Festige derzeit Erlerntes auf einem angemessenem Schwierigkeitsgrad und steigere momentan nicht die Anforderungen.

Ängste

Ängste können in dieser Phase besonders leicht auftreten oder sich verschlimmern. Beachte diese Ängste und steure hier ggf. gegen. Solche Ängste wachsen sich nicht aus, sondern können zu weiteren negativen Verknüpfungen führen und die Angst weitet sich sogar aus. Auch Probleme beim Alleine Bleiben treten in dieser Zeit leichter auf. Sollte es bei diesen Themen zu Schwierigkeiten kommen, kontaktiere uns bitte möglichst frühzeitig, damit wir gemeinsam deinen Hund gut unterstützen können.

Emotionales Gleichgewicht statt sozialer Aggression

Auftretendes unerwünschtes Verhalten in dieser Zeit, verschwindet nicht einfach von selbst. Ein rücksichtsvolles bedürfnisorientiertes Gegensteuern ist sinnvoll. Dabei sind Gewalt und psychischer Druck komplett fehl am Platz. Sie verursachen weiteren Stress und zerstören eine vertrauensvolle Bindung zwischen Mensch und Hund. In der Natur würde ein junger Hund in dieser Phase bei aggressiven Reibereien und asozialem Verhalten von den Althunden (dauerhaftes Ignorieren, keine soziales Spiel, keine positive Zuwendung, …) abwandern!

Damit sich dein Hund wohl fühlt und auch gut lernen kann, ist emotianles Gleichgewicht wichtig. Dazu gehört unter anderem auch soziale Stabilität. Ein Halter mit Wutausbrüchen ist alles andere als stabil und vertrauenswürdig. Auch körperliche Übergriffe und vermehrter Druck tragen nicht zu einer stabilen sicheren Bindung bei. Wenn die meisten Bedürfnisse deines jungen Hundes gedeckt sind, ist dein Hund ausgeglichener und fühlt sich wohl. Du wirst weniger unerwünschtes Verhalten haben. Fördere also die Kooperationsbereitschaft deines Hundes, damit es sich lohnt mit dir zusammenzuarbeiten. Achte auf das Wohlergehen deines Hundes (ausreichend Ruhe, passender Kontakt zu Artgenossen, ausreichend Sozialkontakt mit Bezugspersonen, mentale Stimulation, wohltuende Beschäftigung, …) Bitte melde dich, solltest du in dieser Phase Unterstützung benötigen.

Sozialisation und Habituation in der Jugendentwicklung

Sozialisation und Habituation müssen in der Jugendentwicklung fortgeführt werden, damit das Erlernte nicht verloren geht! (siehe Information oben zu Sozialisation und Habituation)

Jagdverhalten und Aggressionsverhalten

Achte darauf, dass dein Hund gar keine Gelegenheit bekommt Jagdverhalten oder Aggressionsverhalten einzuüben, indem du Management betreibst. Während der Jugendentwicklung gezeigte Verhaltensweisen in diesen Bereichen werden nachhaltig gelernt. Deshalb sollte dein Hund keine Chance haben, Jagdverhalten einzuüben, ggf. musst du deinen Hund öfters anleinen. Auch sollte dein Hund keinesfalls gemeinsam mit einem anderen Hund jagen gehen. Solche Lernerfahrungen sind sehr stark.

Wichtig! Es ist ebenfalls kontraproduktiv mit einem stark jagdlich motivierten Hund in wildreichem Gebiet spazieren zu gehen! Das führt dazu, dass zwar das Bedürnfis geweckt wird, aber nicht ausgelebt werden kann. Das wiederum führt zu hoher Frustration. Ggf. leiten wir dich gerne an wie du jagdlichen Tendenzen entgegen wirken und gezielt daran üben kannst.

Ähnliches gilt für Aggressionsverhalten. Dein Hund sollte keine Gelegenheit bekommen unerwünschtes Aggressionsverhalten bei Hundebegegnungen einzuüben. Bedenke also mit welchen Hunden du deinen Hund Kontakt haben lässt und achte darauf dass dein Hund möglichst erwünschte Erfahrungen macht. Auch hier kann man speziell an den Fähigkeiten deines Hundes trainieren, erwünschte Strategien bei Hundebegegnungen zu zeigen.

Der mental reife erwachsene Hund

Der erwachsene Hund ist nun mental reif. In der Regel ist das um die dritte Läufigkeit herum einer Hündin dieser Rasse bzw. dieses Typ Hundes der Fall. Einige Rassen sind Spätentwickler. Rüden brauchen manchnal ein paar Monate länger.

Im Gehirn treten jetzt rationale Reaktionen (Großhirn) in den Vordergrund und weniger die emotionalen Reaktionen (Mandelkern). Dein Hund ist nun wieder vermehrt in Balance, das betrifft auch das Hormonsystem. Alles hat sich eingependelt. Die Phase von “himmelhoch-jauchzend-zu-Tode-betrübt” ist nun vorbei. Die Leistungsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft verbessern sich wieder. Dein Hund ist jetzt erwachsen.